Die Idee
Ursprung
Die Idee Haus der Verantwortung für das Geburtshaus Adolf Hitlers wurde von Andreas Maislinger im Februar 2000 nach dem Eintritt der FPÖ in die österreichische Regierung erfunden. Er schlug vor, im Rahmen der Initiative “Braunau setzt ein Zeichen” eine weltweite Begegnungsstätte und einen Lernort rund um den Begriff Verantwortung für junge Menschen zu errichten.
Die Herausforderung
Die konzeptionelle Herausforderung um das Geburtshaus Adolf Hitlers liegt darin, dass es sich weder um einen Täterort wie Obersalzberg, das Braune Haus oder das Reichsparteitagsgelände, noch um einen Opferort wie Auschwitz, Mauthausen oder Hartheim handelt, da Adolf Hitler in diesem Haus lediglich geboren wurde und als Säugling nur zwei Monate dort lebte. Nichts, was mit dem Holocaust zu tun hat, wurde in diesem Haus jemals bewusst entschieden oder getan.
Dennoch ist das Geburtshaus Adolf Hitlers ein Ort mit symbolischer Bedeutung, ein Symbol für die Geburt des Holocausts, für manche ein Symbol für die Geburt des Bösen. Die Herausforderung, die sich stellt, ist, wie man eines Ortes gedenken kann, der lediglich ein Symbol ist.
“Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass das, was ursprünglich als Stigma erscheint, in Wahrheit ein enormes Potenzial bietet, die jetzige und zukünftige Generationen über die Gefahren von Fremdenfeindlichkeit und andere Arten von Vorurteilen zu unterrichten. Wir hoffen, dass dieses ambitionierte Projekt umgesetzt wird, zum Nutzen von österreichischen und internationalen BesucherInnen vor Ort.”

Tomasz Kuncewicz
Direktor Auschwitz Jewish Center
Der Vorschlag
Das Haus der Verantwortung (HRB) schlägt die Schaffung eines anderen Symbols vor, eines Gegensymbols mit der entgegengesetzten Bedeutung dessen, was die Geburt von Adolf Hitler bedeutet. Das Haus der Verantwortung sieht vor, das Symbol der Geburt des Holocaust in ein Symbol der Verantwortung, des Lernens, des Friedens und der Kreativität zu verwandeln und gleichzeitig die Stadt Braunau am Inn, die durch die Geburt Adolf Hitlers stigmatisiert ist, in eine Stadt zu verwandeln, die die gleichen Werte repräsentiert.
Das Haus der Verantwortung schlägt vor, das Geburtshaus Adolf Hitlers zu einer internationalen Begegnungsstätte zu machen, in der Menschen – HRB Fellows – mit unterschiedlichem Hintergrund zusammenkommen, um über Verantwortung zu lernen. Im Mittelpunkt stehen dabei junge Menschen, die für einen längeren Zeitraum nach Braunau am Inn kommen und sich mit ihrer Verantwortung in Bezug auf die Geschichte ihres Landes auseinandersetzen. Ein Chinese trifft auf einen Japaner, ein Türke auf einen Kurden, ein Inder auf einen Pakistani, ein Israeli auf einen Iraner usw., um über Fehler in der Vergangenheit des eigenen Landes nachzudenken und die Sichtweise des anderen kennen zu lernen.
Darüber hinaus würden sie an verschiedenen Bildungsaktivitäten teilnehmen und dazu beitragen, wie z.B. Literaturclubs, Diskussionsrunden, Debatten, künstlerische Aktivitäten, nationale und internationale Studienreisen, Treffen mit angesehenen Persönlichkeiten, etc. Jeder Teilnehmer würde seine eigene Perspektive in den Diskurs einbringen.
Die HRB-Fellows
Das Haus der Verantwortung würde auf der Infrastruktur und Gemeinschaft des Österreichischen Auslandsdienstes und seinen weltweiten Partnerorganisationen basieren. HRB-Fellows würden von den Partnern oder den österreichischen Auslandsdienern selbst während ihres Dienstes im Ausland ausgewählt werden, um an dem Programm teilzunehmen.
Der Österreichische Auslandsdienst hat Referate in jedem Bundesland Österreichs und organisiert Treffen in jeder Landeshauptstadt, zu denen die HRB-Fellows Kontakt aufnehmen und sich anschließen können.
Aufgrund seiner Tätigkeit seit 1998 hat der Österreichische Auslandsdienst Beziehungen / Partnerschaften mit vielen Organisationen innerhalb Österreichs und darüber hinaus, z.B. dem Stefan-Zweig-Zentrum in Salzburg, dem Obersalzberg in Bayern, dem Jüdischen Museum in Wien / München / Augsburg / usw., die die HRB-Fellows besuchen können. Er organisiert viele Veranstaltungen, Seminare und Studienreisen, z.B. Jahrgangs- und Mittwochskonferenzen, Israel-Seminare und eine jährliche Polen-Holocaust-Studienreise, an der auch HRB-Fellows teilnehmen können. Der Österreichische Auslandsdienst hat auch viele Teams, die sich in seinem Organigramm widerspiegeln, in denen HRB-Fellows mitarbeiten können.
Darüber hinaus wird das Haus der Verantwortung auch eigene Aktivitäten und Projekte initiieren. Es wird ein Haus sein, in dem Seminare, Konferenzen, Sommerschulen usw. stattfinden, bei denen HRB-Fellows und andere zusammenkommen, um zu lernen, zu diskutieren und zu gestalten. Für Veranstaltungen, die über das Geburtshaus Adolf Hitlers hinausgehen, bietet Braunau verschiedene Orte, an denen größere Gruppen von Menschen zusammenkommen können, wie zum Beispiel das Kultur am Gugg.
“Gerne bin ich bereit, die Initiative zur Errichtung eines Hauses der Verantwortung – House of Responsibility – im Geburtshaus von Adolf Hitler zu unterstützen. Sie kann zu einer ehrlichen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit beitragen, die wiederum die Voraussetzung dafür ist, aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen.”

Irmgard Griss
Politikerin
Das Haus

Das Geburtshaus von Adolf Hitler hat 3 Stockwerke.
Der zweite Stock wird der Zukunft gewidmet sein. Er soll sich mit Friedensförderung, Friedensforschung, Versöhnungsbemühungen, kultureller Vielfalt und dem Gedenken an andere Gräueltaten als den Holocaust beschäftigen. Beispielhaft für seine Aktivitäten ist der Österreichische Friedensdienst. Es wird das Leben von Nelson Mandela und Bertha von Suttner porträtieren.
Der erste Stock wird der Gegenwart gewidmet sein. Er befasst sich mit Aktivitäten für Benachteiligte, Gebrechliche und Arme sowie mit dem Umweltschutz. Die Aktivitäten werden am Beispiel des Österreichischen Sozialdienstes dargestellt. Es wird das Leben von Mutter Teresa und Ute Bock porträtiert.
Das Parterre wird der Vergangenheit gewidmet sein. Es soll sich mit vergangenen Ereignissen, der Erinnerung an Gräueltaten, dem Gedenken an die Opfer und der Bekämpfung des Antisemitismus beschäftigen. Beispielhaft für seine Aktivitäten ist der Österreichische Gedenkdienst. Sein Symbol ist der Kniefall von Warschau von Willy Brandt. Es wird das Leben von Simon Wiesenthal dargestellt.
Partner
Das Haus der Verantwortung steht für internationale Begegnungen und das Kennenlernen neuer Menschen, für den Austausch von Ideen und Standpunkten, für das Zuhören und Lernen von anderen. Dabei stützt sich das HRB auf das Netzwerk der nationalen und internationalen Kontakte und Partner des Österreichischen Auslandsdienstes. Dem HRB geht es darum, gemeinsam mit seinen Kontakten und Freunden Programme und Veranstaltungen zu entwickeln.
“Ich unterstütze den Plan für das Haus der Verantwortung, denn es wird jungen Menschen die Möglichkeit geben, Wege zu erkunden, wie sie als Weltbürger Hass und Antisemitismus bekämpfen können. Bei diesem Projekt geht es nicht darum, der Rolle Adolf Hitlers ein Denkmal zu setzen, sondern zu sagen, dass wir der Dunkelheit der 30er und 40er Jahre etwas Gutes abgewinnen können, dass wir uns gemeinsam erinnern, aufklären und handeln können im Angesicht des Bösen und Gutes für die Welt tun können.”

Chris Harris
CEO Holocaust Centre of New Zealand